Den Begriff Stressmanagement hast Du möglicherweise schon einmal gehört. Zentral betrachtet man dabei 3 Aspekte:
1) Deine Ressourcen (was hast/kannst Du bereits) & Wege um ein Problem (Stressauslöser/Stressor) zu lösen
2) Dein innerer Umgang mit Stress (welche Gefühle hast Du in welchen Situationen und woher kommen sie? Mit welchen Gedanken zur Situation kannst Du ab jetzt innerlich stärker und gelassener werden)
3) Deine Fähigkeit, abzuschalten, zu entspannen (was tust Du und wie häufig setzt Du es um)
Beim Mikromanagement von Stress, wie ich es mittlerweile gerne nenne, kombinierst Du mehr oder weniger ein unglaublich wichtiges Element aus den Aspekten 1 und 3 des Stressmanagements. Und zwar – tadadadaaa – was könnte es anderes sein als der heilige Grahl für Dein autonomes Nervensystem: VAGUSNERV-ÜBUNGEN (du kannst gerne nach Beenden dieses Artikels auf meinem YouTube Kanal in der Playlist stöbern und Deine Lieblingsübung entdecken).
Aber was genau meine ich nun mit Mikromanagement von Stress?
Ein Beispiel, das so wahrscheinlich auf viele zutrifft, aber gerne individuell interpretiert werden darf:
Wir stehen morgens auf, der Wecker klingelt. Es folgen eine Runde im Bad und entweder jetzt ein Frühstück oder auch nur einen Kaffee oder Tee.
Wir steigen ins Auto oder die Öffis, fahren zu unserer Arbeitsstätte. Auf dem Weg dahin begegnen wir jeder Menge Menschen, die uns auf die ein oder andere Art beeinflussen.
Wir kommen an der Arbeitsstelle an und sortieren uns kurz und legen mit der Arbeit los. Wir führen Gespräche, lesen Emails, haben Besprechungen.
Irgendwann dann kurze Kaffeepause, selten alleine ohne „Reize“ und weitergehts. Mittagspause, wahrscheinlich wieder mit den Kollegen und weiter geht’s bis zum Abend.
Nach Hause zurück mit dem Transportmittel der Wahl, voller Eindrücke.
Einen hochsensiblen Menschen mit einer niedrigen Reizschwelle und einer hohen Reizverarbeitung kann dieses „Standardprogramm Arbeitstag“ ganz schön auslaugend sein. Dafür muss nicht einmal groß etwas passiert sein. Die „Pausen“ mit den Kollegen sind für das Gehirn eines hochsensiblen Menschen häufig keine Pausen sondern Arbeit. Der Input fließt und wird verarbeitet, es fehlt häufig die absolute Ruhe, die unser Nervensystem „ent-reizt“.
Am Ende des Tages fühlen wir uns aufgrund der Pseudo-Pausen ausgelaugt und hängen abends nur noch in den Seilen. Das ist dann die Pause, die unser Nervensystem braucht, in der wir aber nicht mehr in der Lage sind, das zu tun, was wir eigentlich gerne machen, um unsere Ressourcen aufzuladen (vielleicht mal 20 Minuten Yoga oder anderen entspannenden Sport, vielleicht ein Hobby, das wir eigentlich gerne gemacht haben, zu dem uns aber die Kraft fehlt.) Uns fehlt am Ende des Tages die Energie das zu tun, was eigentlich unsere Ressourcen auffüllt, weil es uns gut tut und Freude bereitet, wozu wir uns im Normalfall nicht „aufraffen“ müssten. Jetzt sind wir an einem Punkt, wo wir uns dazu aufraffen müssten. Nicht gut.
Durch mein sogenanntes Stress-Mikromanagement, kannst Du zwar nicht die Reizmenge verändern, die auf Dich einströmt (das kannst nur Du durch geeignete Maßnahmen der Reizminderung/ des Reizentzugs schaffen), aber Du kannst Dein Nervensystem regelmäßig resetten und das in viel kürzeren Abständen, als Du es normalerweise im Alltag mit Pausen unterbringen kannst. Vorausgesetzt Du machst überhaupt Pausen…
Wenn Du schon weißt, was eine Vagusnerv-Übung ist und wie sie in unserem autonomen Nervensystem so arbeitet, dass sie nachhaltig unsere Stresstoleranz erhöht, dann lies hier gerne weiter. Falls Dir das noch nichts sagt, lies gerne auch diesen Artikel zum Thema, sodass Du begreifen kannst, wie wertvoll diese Übungen für eine höhere Stresstoleranz und somit auch ein höheres Energielevel sind.
So geht Dein Stress-Mikromanagement
Dein Ziel beim Stress-Mikromanagement ist, Vagusnerv-Übungen ganz gezielt immer dann auszuführen, wenn
1) eine stressige Situation/ ein stressiger Moment gerade vorbei ist
z.B.: ein anstrengendes Meeting, Abgabe eines Arbeitsauftrags zur Deadline, eine Dir unangenehme Situation mit einem/r Kollegen/in, verspätetes Ankommen durch die Öffentlichen oder durch Stau, Streit mit Deinen Kindern oder Deinem Partner – Dir fällt sicher noch mehr ein)
Ganz wichtig dabei: wir sind uns häufig nicht bewusst, dass uns eine Situation oder Person in die Grenzbereiche unserer Stresstoleranz gebracht hat, weil das für uns häufig leider normal ist. Du darfst Dir also durch gute Selbstbeobachtung und regelmäßige Wahrnehmung Deines inneren Zustandes (Kopf und Körper) bewusst werden, ob Dich eine Situation oder ein Mensch banal gesagt „mehr Kraft und Nerven“ gekostet hat.
Bald gibt es einen Blogpost dazu, wie Dein Körper Dir zu spüren gibt, dass der Stresspegel gestiegen ist.
2) Ganz bewusst bei einem Wechsel der Aufgabe oder Situation
z.B. Du hast gerade die Bearbeitung eines Arbeitsauftrags abgeschlossen und würdest jetzt mit dem nächsten Thema beginnen. Dann ist JETZT der Moment für einen ganz bewussten RESET deines autonomen Nervensystems durch eine (unauffällige) Vagusnerv-Übung.
Oder Du kommst gerade aus einem Meeting. Das ist der Moment.
Oder Dich hat gerade eine Email erreicht, die in Dir eine Stressreaktion hervorruft. Dann nimm einen tiefen Atemzug, laufe die Stressenergie durch einen Gang auf die Toilette raus aus dem Körper, werde Dir Deiner Empfindungen im Körper bewusst – es sind häufig dieselben – und mache dort eine Vagusnerv-Übung.
Oder Du hast Deinem Kind eben noch mit den Hausaufgaben geholfen und willst nun mit dem Abendessen-Kochen beginnen. Dann ist JETZT der Moment.
Oder Du hast gerade Deine tägliche Ordnungsroutine hinter Dich gebracht und brichst zu einem Termin auf. Dann ist JETZT der Moment.
Oder Du sitzt im Auto und willst losfahren. Dann ist JETZT der Moment.
Schau mal nach zwei bis drei Wochen dieser Übungspraxis, wie es Dir geht, wie Dein autonomes Nervensystem sich wahrscheinlich schon automatisch nach anstrengenden Situationen wieder einpendelt. Das erkennst Du an diesen 5 Körperreaktionen (auch hier ausführlich nachzulesen: https://mrsfeelgood.de/resilienz-aufbauen-mit-mikro-uebungen/)
- wenn du beginnst zu Gähnen
- wenn du vermehrt Speichelfluss hast und daraufhin
- Schlucken musst
- wenn Deine Verdauung sich meldet (Gurgeln, Aufstoßen)
- und die KRÖNUNG: wenn du dieses ganz tiefe Einatmen spürst, den sogenannten reflektorischen Atemzug oder parasympathischen Shift
Vielleicht verbindet Dein Gehirn nun schon den Ort Toilette oder das Verlassen eines Raumes oder das Hinsetzen auf einen Stuhl automatisch mit tiefer Entspannung und es kommen ganz von alleine die Symptome, die dir zeigen, dass dein ventraler Vagusnerv aktiv ist – dann hast Du Dein Gehirn schon erfolgreich konditioniert – nämlich in bspw. „Toilette bedeutet tiefe Entspannung und Sicherheit“ etc.
Danach ist „nur noch“ wichtig, mit welchen Gedanken Du den nächsten Augenblick einleitest, wie du Dich stärkst für das was ansteht. Ich bin gerne für Dich da, wenn Du damit Hilfe brauchst.
Wie gelingt es mir, täglich meine Vagus-Praxis umzusetzen?
Mangelnde Zeit ist KEIN Argument, denn diese Mikro-Übungen dauern nur wenige Minuten – je nachdem wie gut Dein Vagus-Tonus bereits trainiert ist. Vergleiche die Zeit, die Du in Dich investierst mit einer Raucherpause. Der Raucher aktiviert schlussendlich in seiner Pause durch die tiefen Atemzüge auch seinen Vagusnerv – das ist der eigentliche Grund, warum Rauchen angeblich beruhigt – abgesehen davon, dass es die Nikotinsucht stillt.
Steck Dir als Erinnerung an Deine Vagus-Praxis einen Zettel in die Hosentasche mit dem Datum in 3 Wochen, an dem Du Deinen sicheren Erfolg überprüfst – oder schreib es Dir mit einem Tattoo-Stift dezent an die Unterseite deines Handgelenks (das habe ich tatsächlich anfangs gemacht, da ich dort sehr oft hinschaue und Post-its durchaus irgendwann übersehe. Unbezahlte Werbung: hier ein Link zu Tattoo-Stiften. Mittlerweile sind Vagus-Übungen fester Bestandteil meines Alltags, insbesondere die Augen-Übung).
Ich wünsche Dir viel Erfolg und BLEIB DRAN. Du bist es wert, innere Ruhe und Gelassenheit zu erfahren. Dein Leben wird sich durch diese Übungen sehr zum Positiven wenden.
Alles Liebe, Deine Florence